Offener Brief an die Politik

von TGL-Nordrhein

So nicht!

Die von der Politik seit Jahren gegenüber Apotheken und ihren Mitarbeitern entgegengebrachte Geringschätzung hat eine Größenordnung erreicht, die jedes Schweigen verbietet.

Während die Abgeordneten ihre Diäten regelmäßig anpassen, warten die Apotheker mit heutigem Datum seit genau 3140 Tagen (Stand: 6. August 2012) auf eine angemessene Honorierung.

In diesen Tagen „verkauft“ die Politik medienwirksam eine nach § 78 AMG längst überfällige Anpassung des Fixaufschlags für verschreibungspflichtige Arzneimittel von gerade einmal 0,25 € bzw. 3 % für acht Jahre (0,375 % pro Jahr) als „Geschenk“.1 Bei genauerer Betrachtung erweist sich dieses Geschenk jedoch als Mogelpackung. Die Teuerungsrate vom 1. Januar 2004 bis heute beträgt 14,4 %, der Personalkostenzuwachs (2002 bis 2011)2 im Bundesdurchschnitt 28 % (18 % entfallen auf Tariflohnerhöhungen). Außerdem wird im Bereich Rezeptur, Notdienst und Betäubungsmittelversor- gung – gesetzlich verordnet – mit Unterdeckung gearbeitet, d.h. jährlich wird von Apothekerseite ein Sonderopfer in Höhe von mehr als 320 Millionen € erbracht.

An dieser Stelle sei auch auf die Begründung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) für die Differenz zwischen geforderter und in Aussicht gestellter Erhöhung hingewiesen, wonach „[...] die ABDA in ihren Berechnungen den Rohertragszuwachs nicht berücksichtigt hat [...]“. Ob dies der Realität entspricht, kann nur die ABDA beantworten. Unabhängig davon ist der diskutierte Rohertrags- zuwachs auf steigende Packungszahlen zurückzuführen: Mehr Packungen bedeuten aber auch mehr Arbeit - eine Binsenweisheit.3

Somit ist die geplante Erhöhung des Fixaufschlags zwar ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch als Ausgleich völlig unzureichend. Wir verlangen und erwarten weiterhin eine ordentliche Vergütung, auch um zwingend notwendige Neu- und Ersatzinvestitionen aufgrund gesetzlicher Vorgaben tätigen zu können.

Der Spagat zwischen berechtigten Erwartungen der ca. 147.000 Mitarbeiter in öffentlichen Apotheken (gute Arbeit muss sich lohnen dürfen), die einen gesetzlichen Auftrag erfüllen und dem, was finanzierbar ist, wird zunehmend zur Zerreißprobe.

Verantwortungsvolle Politik sieht anders aus!

 

Dr. Heidrun Hoch

Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL)

 

----------
1 Der Entwurf des Bundeswirtschaftsministeriums schlägt eine Anpassung des Apothekenhonorars von 0,25 € je Packung (von 8,10 € auf 8,35 €) vor. Insgesamt werden Mehrausgaben in Höhe von 190 Millionen € erwartet.
2 Wir haben als Basisjahr 2002 gewählt, weil bei der Festlegung des Fixzuschlags Daten aus 2002 zur Verfügung standen.
3 Vgl. hierzu: http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/politik/bmg-es-ging-nicht-nur-um-die-zahlen

Zurück